Vier Männer nach Einbruch in Tresorraum zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt

Archivbild:Eine SItzung des Prozess des Tresorraubs findet am 05.10.2023 im Landgericht Berlin statt.(Quelle:imago images/O.Wagner)
Bild: imago images/O.Wagner

 

Millionenbeute

Fast 300 Schließfächer einer Tresoranlage in Berlin wurden im November 2022 geplündert. Die Millionenbeute – Uhren, Schmuck, Geld – ist bis heute verschwunden. Nun sind vier Angeklagte verurteilt worden – auch der Geschäftsführer des Tresorraums.

Nach dem spektakulären Einbruch in einen Tresorraum in Berlin-Charlottenburg mit Beute in Millionenhöhe sind vier Männer verurteilt worden. Das Landgericht verhängte am Donnerstag Haftstrafen zwischen dreieinhalb und acht Jahren.

Die 26 bis 53 Jahre alten Angeklagten wurden unter anderem des Diebstahls mit Waffen und in einem Fall der Beihilfe dazu schuldig gesprochen. Ein fünfter Angeklagter wurde freigesprochen. Auch der damalige Geschäftsführer der Tresoranlage wurde verurteilt. Der 53-Jährige hatte gestanden und erhielt nun mit dreieinhalb Jahren Haft die niedrigste Strafe. Er habe Aufklärungshilfe geleistet, so der Vorsitzende Richter Michael Mattern. „Aber ohne ihn wäre die Tat nicht möglich gewesen.“ Zudem habe er 50.000 Euro für den Coup erhalten.

Das Gericht ging nach neunmonatiger Verhandlung von einer Beute in Höhe von 17,6 Millionen Euro aus. Die Ermittler waren zunächst von 49 Millionen ausgegangen. Es sei eine Tat mit „sehr hohem Organisationsgrad“ gewesen, es sei mit hoher krimineller Energie vorgegangen worden, sagte Mattern. „Die Spur der Tatbeute verliert sich mit der Entwendung.“

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Chef der Tresoranlage hatte Alarm deaktiviert

Bei dem Einbruch am 19. November 2022 wurden laut Anklage 295 Schließfächer aufgebrochen, die Diebe stahlen Luxusuhren sowie Bargeld, Schmuck und Edelmetall. Der Geschäftsführer habe ihnen zuvor Transponder, Schlüssel und Zugangs-Codes ausgehändigt, hieß es weiter im Urteil. Er habe zudem kurz zuvor den bisherigen Wachdienst für die Anlage gekündigt und durch einen Sicherheitsdienst der mutmaßlichen Komplizen ersetzt sowie dafür gesorgt, dass die Alarmanlage für einen gewissen Zeitraum außer Kraft gesetzt wurde.

Am Morgen des Tattages begannen um 7:13 Uhr mehrere Täter laut Ermittlungen mit dem Aufhebeln von Schließfächern. Bilder einer Überwachungskamera belegen: Taschenweise schleppten sie aus der ehemaligen Privatbank Beute zu einem Transporter und brachten sie bis 19:34 Uhr in mehreren Fuhren weg. 996 Uhren im Gesamtwert von über 10 Millionen Euro sowie Schmuck, Edelmetall, Bargeld hätten sich darunter befunden. Anschließend legten die Täter Feuer, um Spuren zu vernichten. Der Verbleib der Beute ist ungeklärt.

 

Hintergrund der Tat sollen Geldwäschegeschäfte des damaligen Tresorraum-Chefs mit einigen der Angeklagten gewesen sein. Der 53-Jährige hatte sich nach eigenen Angaben dabei mit einer Millionensumme verschuldet. „Von wem die Idee gekommen ist, die Schließfächer auszuräumen, vermochte die Kammer nicht aufzuklären“, sagte Mattern. Der damalige Geschäftsführer und ein 42 Jahre alter Angeklagter hätten sich jedenfalls darauf verständigt, „die Anlage ins Visier zu nehmen“.

Der 42-Jährige sei der „planende Hintermann“ gewesen, hieß es weiter im Urteil. Gegen ihn ergingen acht Jahre Haft. Ein 28-jähriger Angeklagter, der Schließfächer aufbrach, erhielt sieben Jahre und vier Monate Gefängnis; zudem ordnete das Gericht bei ihm die Einziehung von Wertersatz in Höhe von 17,6 Millionen Euro an. Er und der 42-Jährige wurden zudem der versuchten Brandstiftung schuldig gesprochen. Gegen einen 26-Jährigen, der wie der 42-Jährige dem Clan-Milieu zugerechnet wird, ergingen wegen Beihilfe zum Diebstahl mit Waffen vier Jahre und vier Monate Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen zwischen dreieinhalb und neun Jahren beantragt. Die Verteidiger plädierten auf geringere Strafen, in einem Fall auf Freispruch.

Der Begriff Clan-Kriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.